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Heimische Gletscher profitieren von kühlem und niederschlagsreichem Frühling

Aktuelle Messungen und Beobachtungen der Schneedecken auf den heimischen Gletschern zeigen eine erfreuliche Entwicklung in diesem Frühjahr. Durch die kühlen und schneereichen Frühlingsmonate präsentiert sich die Winterschneedecke in den Hochgebirgsregionen stabiler und dicker als in den Vorjahren, ergab die Messung der Glaziolog:innen Andrea Fischer und Hans Wiesenegger (Quelle: https://science.orf.at/stories/3219689/).

Kitzsteinhorn Gletscher

Die Schneedecke spielt eine wichtige Rolle beim Schutz des Gletschereises vor intensiver Sonneneinstrahlung. Je später im Sommer das Eis freigelegt wird, desto weniger ausgeprägt ist die Gletscherschmelze. Im Vergleich zu den starken Gletscherschmelzen der Vorjahre, bei denen bereits im Mai hohe Temperaturen und Hitzewellen auftraten, zeichnet sich derzeit keine ähnliche Situation ab.


Anfang Mai werden die Winterschneedecken auf den Gletschern vermessen, weil diese dann den Höhepunkt erreichen, bevor die Schneeschmelze auch die Gletscher erreicht. Neben der Schneedeckendicke ist vor allem die Abschmelzgeschwindigkeit entscheidend. Der Sommer 2022 ging dabei als Extremsommer für die Gletscherschmelze in die Geschichtsbücher ein, weil verschiedene Faktoren diese stark begünstigten. Zum einen war der vorhergehende Winter niederschlagsärmer. Die Kombination aus geringem Niederschlag, verfrachtetem Saharasand auf der Schneeoberfläche, der die Sonneneinstrahlung stärker absorbiert als weißer Schnee, und den Hitzewellen im Frühjahr führten dazu, dass die schützende Schneedecke auf den Gletschern frühzeitig abschmolz. Infolgedessen war das Gletschereis in vielen Regionen über mehrere Wochen den sommerlichen Bedingungen ausgesetzt und erlitt einen starken Rückgang.


Im Jahr 2023 brachte der ungewöhnlich kühle und niederschlagsreiche April eine beträchtliche Menge Schnee in die Hochgebirgsregionen. Laut GeoSphere Austria handelt es sich um einen der zehn nassesten April-Monate seit Beginn der Messungen im Jahr 1858. Die österreichweite Übersicht der Schneehöhen zeigt vor allem in den Hochgebirgsregionen einen deutlichen Anstieg von Anfang März bis Anfang Mai. Selbst Ende Mai befand sich die Schneedecke im Hochgebirge noch in einem winterlichen Zustand, da es bisher keine Wärmeperiode mit Sommertagen gab.

Gletscher Rudolfshütte 2022

Vergleich: Rudolfshütte und Stubacher Sonnblickkees mit ausgeapertem Sahara-Sand im Mai 2022 und Mai 2023; Foto: Foto-webcam.eu

Gletscher Rudolfshütte 2023

Die Messungen der Glaziolog:innen zeigen daher eine verbesserte Ausgangssituation für die kommende Schmelzperiode im Vergleich zum Vorjahr. Am Hallstätter Gletscher am Dachstein berichten Kay Helfricht und Klaus Reingruber von einer Schneelage, die nahe dem langjährigen Durchschnitt liegt. Im April fielen zusätzlich rund 400 Millimeter Niederschlag, was ein Drittel der Gesamtakkumulation an den Gletscherzungen ausmacht.


Auch die Gletscher im Nationalpark Hohe Tauern weisen ähnliche Trends auf. Auf der Nordseite des Venedigerkees in Salzburg liegen durchschnittliche Schneehöhen vor, während auf der Südseite am Mullwitzkees in Tirol die Schneehöhe leicht unterdurchschnittlich ist. Die mittlere Schneedichte war aufgrund der späten Neuschneezuwächse ebenfalls etwas niedriger.


Es gibt jedoch auch einige Regionen, in denen die Schneemenge immer noch unterdurchschnittlich ist. Der Vernagtferner, der von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vermessen wird, weist etwa einen Rückgang von 20 Prozent gegenüber dem langjährigen Durchschnitt auf. Dennoch zeigen die Messungen insgesamt eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.


Diese Entwicklung ist besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass der Schneefall im Sommer immer seltener wird. Ein ausreichender Winterschnee, der die Gletscher bis in den Sommer hinein schützt, wird daher zunehmend bedeutsamer. Er bildet die Grundlage dafür, dass wir auch in Zukunft bereits im Oktober mit der Ausbildung von Skilehrerinnen und Skilehrern sowie Snowboardlehrerinnen und Snowboardlehrern beginnen können, um ausreichend Personal für die heimischen Skischulen bereitzustellen. Es ist ermutigend zu sehen, dass die aktuellen Messungen und Beobachtungen der Schneedecken auf den heimischen Gletschern auf eine positive Entwicklung hindeuten und uns daher zuversichtlich auf die Kurse im Herbst blicken lassen.

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